Jagdschutzverein Schweinfurt
Reportage
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Reportage

 

 

Rede anlässlich des Ehrenabends nach der Hubertusmesse am 6.11.2015 in Schnackenwerth

Sehr geehrte Gäste, liebe Jägerinnen und Jäger,

diese Veranstaltung wird jährlich aus zwei Gründen durchgeführt:

-   Dank für das im abgelaufenen Jagdjahr erreichte und erlebte.

-   Aufrechterhaltung der jagdlichen Tradition und deren Anpassung an die im Umfeld der Jagd eingetretenen Veränderungen.

Der Dank an unseren Schöpfer  dafür, dass wir überhaupt noch jagen können. In der Hubertusmesse kommt dies zum Ausdruck- auch in Verbindung mit der Achtung vor der Kreatur. Gerade diese Achtung vor der Kreatur ist von uns immer wieder zu hinterfragen. Ist uns diese Forderung ständig bewusst und berücksichtigen wir die daraus resultierenden Konsequenzen? Ist auf der Jagd alles erlaubt was nicht gesetzlich verboten ist? Diese Frage hängt natürlich eng mit dem Problem „Aufrechterhaltung und Anpassung unserer Tradition“ zusammen.

Es gibt kaum noch ewas in unserem jagdlichen Ablauf, das sich nicht in den letzten 40-50 Jahren deutlich verändert hat. Gott sei Dank gibt es zahlreiche Mitglieder unter uns, die diesen Zeitraum persönlich überblicken können.

Nach dem 2. Weltkrieg haben sich einige Begeisterte zusammen gefunden und die Jagdsignale, die damals auch nicht älter als ca. 50 Jahre waren zu proben. Heute sind daraus Bläsergruppen geworden, die öffentlichen Ansprüchen an konzertante Fähigkeiten durchaus gerecht werden. Hat diese Entwicklung geschadet? Natürlich nicht!

Wir verwenden heute Waffen mit einem Zubehör, an den noch vor wenigen Jahren niemand gedacht hat. In der letzten JiB wird ein Fernglas beworben, mit dem Entfernung, Luftdruck, Temperatur, Steigungswinkel zum Ziel, sowie ballistische Daten abgefragt und angezeigt werden können. Ähnliche Datenleistungen haben auch moderne Zielfernrohre. Beides ermöglicht es dem Jäger, Wild unter Bedingungen zu beobachten und auch zu erlegen- z.B, bei tiefer Dämmerung und extrem weite Entfernungen. Warum eigentlich nicht?! Jäger haben heute kaum noch Zeit für entspannte Pirschen und Ansitze bei ausreichendem Licht- es soll ja schnell und effizient gehen! Ich will auf keinen Fall den „Bewahrer einer vergangenen Zeit“ spielen und technischen Fortschritt auf der Jagd verteufeln. Moderne Hilfsmittel können sehr wohl dazu führen, Wild sicherer und schneller zu töten oder ohne Störung zu beobachten. Dagegen ist ganz sicher nichts einzuwenden. Wenn diese Mittel aber zum möglichst schnellen Eliminieren, noch dazu aus rein wirtschaftlichen Beweggründen einer möglichst großen Anzahl von Wildtieren eingesetzt werden, dann ist es mit der Achtung vor der Kreatur nicht mehr weit her.

Nach dem Philosophen Ortega y Gasset ist die Jagd

„das Aufspüren(Beobachten), das Verfolgen und Erlegen von Wild“ Dazu braucht oder brauchte ein Jäger bestimmte Fähigkeiten, wie zum Beispiel genaue Ortskenntnis, Kenntnis der Verhaltensmuster der Wildarten, körperliche Fitness und Ausdauer. Immer dann, wenn diese Fähigkeiten zunehmend durch technische Hilfsmittel ersetzt oder weitgehend ergänzt werden sollen, ist es Zeit über den Einsatz dieser Hilfsmittel nachzudenken.

Dies gilt auch dann, wenn wir die Beobachtung von Wild weitgehen der Kamera überlassen und uns das Geschehen entspannt im Sessel vor der Mattscheibe anschauen. Auch hier ist natürlich eine „Schwarz/Weis- Betrachtung wenig hilfreich. Selbstverständlich erleichtert eine Wildkamera die Beurteilung des Wildbestandes- nur- ein Ersatz für Ansitze unter verschärften Bedingungen (Nacht/Schnee/Kälte/ Wind)  hat wohl wenig mit unserer traditionellen Jagdauffassung zu tun, von der Bewertung durch die Öffentlichkeit ganz abgesehen!

Fütterung und Kirrung sind auch so ein zwiespältiges Thema. Fütterung in Notzeiten steht außer Frage und ist auch gesetzlich vorgeschrieben- eine Kombination aus beiden ist zumindest gesetzlich verboten- wenn es auch kaum kontrolliert/geahndet wird. Auch hier ist festzustellen, dass beispielsweise beim Schwarzwild Kirrungen zum  Erlegen durchaus förderlich sind. Wenn diese aber zum vorrangigen/ausschließlichen Handwerkszeug des SW- Jägers werden, verkümmern die jagdlichen Fähigkeiten des Pirschens, Kennen der Hauptwechsel, intelligenter Ansitze und Planung/Durchführung von Drückjagden- wir schauen stundenlang von einer Kiste in die andere Kiste- eine wenig anspruchsvolle Jagdart.

Durch diese Beispiele, die noch zahlreich fortgesetzt werden könnten, wird deutlich, dass es hier nicht um absolute Verbote geht. Technischer Fortschritt wird auch auf der Jagd wird immer dann zu akzeptieren sein, wenn die Achtung vor dem Wild und dessen Grundbedürfnissen erhalten bleibt!

Tradition ist nie statisch- also unveränderbar über Jahrhunderte! Veränderungen werden durch das gesellschaftliche und politische Umfeld der Jagd herbeigeführt und finden teilweise sogar in entsprechenden Gesetzen ihren Niederschlag. Darüber hinaus gehende Erkenntnisse-  auch Meinungen und Auffassungen- finden dann Eingang in den Begriff

„Waidgerechtigkeit“,

ersetzen ganz oder teilweise Bisheriges und werden sich auch in Zukunft wieder ändern. Die Achtung vor der Kreatur sollte jedoch ein unveränderbarer Maßstab bleiben, wenn wir nicht zu reinen Wildregulatoren werden wollen.